Die Radfahrerstadt in der Prignitz
Wittenberge, die Stadt an der Elbe, auf halber Strecke
zwischen Berlin und Hamburg, ist der größte Ort der Prignitz im Land
Brandenburg. Sie soll 1226 in einer Urkunde des Markgrafen Friedrich d. J. von
Brandenburg erstmals erwähnt worden sein.
Verheerende Brände und Elbdeichbrüche brachten die Stadt im
Mittelalter oft an den Rand der Vernichtung. Doch mit der Industrialisierung
kam der Aufschwung. 1820 legte das erste Dampfschiff der Berlin-Hamburg-Linie
im Hafen von Wittenberge an. Es folgte der Bau einer Ölmühle und ein
Eisenbahnreparaturwerk. 1903 errichtete die in New York City ansässige Firma
Singer Manufacturing Company eine Nähmaschinenfabrik, die bis Mai 1945 die Singer-Nähmaschinen
herstellte. Während der DDR-Zeit wurde die Nähmaschinenproduktion erfolgreich
weitergeführt. Die Nähmaschinen aus Wittenberge hießen jetzt VERITAS und
Naumann und wurden ein Weltprodukt.
Seit der Gründerzeit hat sich die Stadt natürlich verändert.
Doch Otto I. Gans zu Putlitz, um 1300 ehemaliger Stadtherr von Wittenberge, hat
bis heute seine Spuren hinterlassen. Doch dazu später etwas mehr.
Wir beginnen unseren Stadtrundgang am Bahnhof von
Wittenberge, dessen repräsentantives Gebäude leider in die Jahre gekommen ist und
kaum noch genutzt wird. Blicken wir jedoch Richtung Stadt fällt uns sofort das
"Haus der vier Jahreszeiten" auf, das im Jugendstil erbaut wurde.
Folgen wir der Johannes-Runge-Straße Richtung Süden, stehen
wir wenige Meter weiter vor der Jahnschule, einem neogotischen Backsteinbau, benannt
nach Friedrich-Ludwig Jahn. Vor dem Schulgebäude wurde zu Ehren des
"Altmeisters der deutschen Turnerei" 1913 ein Denkmal mit bronzener
Turnerfigur gesetzt.
Am Bismarckplatz/Ecke Karl-Marx-Straße fallen uns am Eckhaus
zwei Tafeln mit Gänsebildern auf. Hier wird auf spaßige Weise von Schüler/innen
die Wittenberger Gänsegeschichte erzählt.
Über die Wilhelmstraße biegen wir rechts in die Bahnstraße
ein und stehen auf der belebten Einkaufsstraße und ein paar Meter weiter vor
dem unter Denkmalschutz stehenden Kultur- und Festspielhaus. Vor dem monumental
anmutenden Gebäude aus dem Jahr 1959 laden Platanen zum Verweilen ein und wird mit
einem Denkmal an den berühmten Berliner Operettenkomponisten Paul Lincke
erinnert, der sich von 1881 bis 1884 in der Wittenberger Stadtpfeiferei musikalisch
hat ausbilden lassen. Im Kulturhaus befindet sich auch die Touristeninformation,
die bei Bedarf weitere Tipps zur Stadt und der Region geben kann.
Vorbei an der Löwen-Apotheke, in einem der Gründerhäuser der
Stadt, stehen wir am Hafen und der Elbe. Hier verläuft der beliebte Elbe-Radweg
und kreuzen Elbe- Müritz-Rundweg und die Gänsetour auf
dem Gebiet des Landes
Brandenburg. Wir setzen unseren Weg über die Burgstraße fort und kommen an der Evangelischen
Stadtkirche mit ihrem 58 Meter hohen Turm vorbei. Sie gehört ebenso zum
Wahrzeichen, wie das Steintor, dem ältesten Bauwerk der Wittenberger Altstadt.
Es wurde bereits Mitte des 13. Jahrhunderts als mittelalterliches Tor erbaut
und geht auf die Zeit derer „Gans zu Putlitz“ zurück.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof folgen wir der Turmstraße und
Perleberger Straße bis zur Ecke Auguststraße, in die wir rechts einbiegen. An
der nächsten Straßenecke macht ein prächtiger Bau auf sich aufmerksam.
Liebevoll restauriert erstrahlt das Hotel „Haus Singer“ in neuem Glanz, während
die Häuser in der Karl-Marx-Straße ein Stück weiter auf eine Wiedergeburt ihrer
„Schönheit“ warten. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Fotos von oben nach unten: Das Haus der vier Jahreszeiten, die Jahnschule, das Kulturhaus, Paul Lincke, Hotel Haus Singer, das Steintor, die Flötistin vom Elbdeich, die Gänse von Wittenberge.
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